BAUVORHABEN

Marcus Rommel von Auftrag entbunden

15 Hektar Ackerland inmitten von Gilching

Gilching (9. März 2021) – Seit vielen Jahren steht in Gilching die geplante Bebauung der so genannten „Gilchinger Glatze“ auf der Agenda. Federführender Architekt war Marcus Rommel, der 2005 den städtebaulichen Wettbewerb gewann. Da er sich seit fast vier Jahren nicht mehr um das Projekt gekümmert hat, wurde ihm jetzt seitens der Gemeinde der Auftrag entzogen und die Fortsetzung des Bebauungsplanes an den Planungsverband äußerer Wirtschaftsraum übertragen. 

„Leider ist der Architekt erkrankt, deshalb verzögert sich alles“, teilte Vize-Bürgermeister Martin Fink im August 2017 in der Bauausschusssitzung in Gilching mit. Fink, der Bürgermeister Manfred Walter während dessen Urlaub vertrat, erinnert sich noch gut daran. „Wegen der Verzögerung konnte mit der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit sowie der Behörden erst im Frühjahr 2018 gestartet werden.“ Nun liegen zahlreiche Fachgutachten in Punkto Verkehr, Erschütterung- und Lärmschutz, Altlasten und Baugrund, Kampfmittel und Energieversorgung sowie Stellungnahmen und Anregen von Behörden und Privatpersonen vor. Doch Rommel ist von der Bildfläche verschwunden, bedauert Fink. „Seitens der Verwaltung wurde mit Nachdruck alles versucht, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Leider erfolglos. Es gibt keine Rückmeldungen.“ Im Februar wurde nun die Fortsetzung des Bebauungsplanes an den PV äußerer Wirtschaftsraum übertragen.  

 Auf Anfrage bestätigte Bürgermeister Manfred Walter, „Herr Architekt Rommel ist nicht mehr für die Gemeinde Gilching tätig. Ja, der Planungsverband erarbeitet für die Gemeinde Gilching das Bebauungsplanverfahren Gilchinger Glatze.“ In Punkto Urheberrecht betont der Rathauschef: „Zu Vertragsangelegenheiten darf ich mich aufgrund der Geheimhaltungspflicht nicht äußern. Der Gemeinderat und der Bauausschuss haben aber keine Änderungen der Planungen beschlossen. Der Planungsverband ist auch nicht damit beauftragt worden, Planungsänderungen vorzunehmen “ Auch Rechtsanwalt Walter Labbé, der 42 von den insgesamt 50 Grundstückeigner vertritt, kennt keine Interna. „Generell sind Gemeinden und Bauherrn immer gut beraten, einen Passus im Vertrag einzufügen, wonach der Architekt auf sein Urheberrecht verzichtet, wenn er keine Leistung erbringt. Inwieweit dass in Gilching gemacht wurde, weiß ich nicht.“ Wie berichtet sind auf der 15 Hektar großen Fläche im Zentrum von Gilching Wohnraum für rund 2000 Menschen, Wohnhöfe an einem Wasserbad sowie eine Promenade und ein Hotel vorgesehen. Ebenfalls sind eine Kindertagesstätte, eine Liegewiese und ein Biergarten geplant. Uli Singer  

 

MEILENSTEIN FÜR DIE GEMEINDE

Nach zwölf Jahren Diskussionen und Verhandlungen beginnt in Gilching das offizielle Verfahren zur Bebauung.

Gilching (6. Dezember 2017) – Aufatmen in Gilching: Erst sah es bei der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend so aus, als würde die seit vielen Jahren geplante Bebauung der Gilchinger Glatze erneut auf die lange Bank geschoben. Dann aber fiel der Beschluss zur Auslegung des Bebauungsplanentwurfes und zur frühzeitigen Bürgerbeteiligung doch noch, und zwar einstimmig. Für die Zukunft der Glatze ist dies ein Meilenstein.
Man schrieb das Jahr 2005, als eine Jury das von Architekt Marcus Rommel eingereichte Konzept zur Bebauung der Gilchinger Glatze als besten Beitrag prämierte. Seither wurde verhandelt, geplant und ein aufwendiger Bürgerdialog durchgeführt. Immerhin mussten sich die 42 Grundstückseigner mit den Plänen identifizieren, um einer sogenannten Flurbereinigung zuzustimmen.
Das Umlegungsverfahren hat bereits stattgefunden, nun geht es ans Eingemachte. Wie berichtet, soll auf dem rund 12 Hektar großen Acker Wohnraum für rund 1700 Menschen geschaffen werden. An der Kreuzung Starnberger Weg/Karolinger Straße sind zudem ein sechsstöckiges Hotel beziehungsweise diverse Dienstleistungsunternehmen vorgesehen.
In der Ratssitzung am Dienstag bemängelte unter anderem Fritz Wauthier (SPD) die militärische Anordnung der acht Mehrfamilienhäuser entlang des Starnberger Wegs. „Das Ganze ist zu steril. Wir haben uns so einen Baustil in Bildern bei Stuttgart angeschaut. Das war nicht nach unserem Geschmack.“ Rommel sicherte jedoch zu, dass innerhalb des Bauleitverfahrens Änderungswünsche vorgebracht und auch berücksichtigt werden können. „Es ist die Aufgabe des Gemeinderats, darauf zu achten, dass eine hohe Wohnqualität entsteht“, betonte er. Zudem sei jeder Bürger aufgerufen, innerhalb der vorgezogenen Bürgerbeteiligung seine Bedenken und Anregungen vorzubringen.
Kein Leichtes wird es werden, den Verkehr am Starnberger Weg in den Griff zu bekommen, räumte der Verkehrsexperte Professor Hans-Jürgen Lang ein. Zwar ist auf Höhe Sonnenstraße/Bahnweg ein Kreisverkehr vorgesehen. Ob jedoch die Straße entlang der Bahnlinie Richtung für den Autoverkehr geöffnet werden soll oder ob es ein Weg für Fußgänger und Radfahrer bleiben wird, müsse erst noch geklärt werden. Zumal das gesamte Areal zwischen Starnberger Weg und Ortszentrum autofrei bleiben soll. Für die rund 1700 Bewohner jedoch sind Tiefgaragen vorgesehen.
Kritik gab es seitens einiger Gemeinderäte, da die als Herzstück der Planung offerierte Landschaftssenke zwischen Glatze und Landsberger Straße planungsmäßig abgekoppelt worden ist. Unter anderem monierte Christian Bauer (CSU), dass die Landschaftssenke im Bebauungsplan-Entwurf nicht mehr auftauche. Seine Befürchtung ging in Richtung "kleine Landesgartenschau", für die sich die Gemeinde bereits beworben hatte. "Ohne die Senke haben wir keine Chance, sie je nach Gilching zu holen", mahnte Bauer. Fraktionskollegin Heutelbach erinnerte zudem daran, dass es für das Stuttgarter Architekturbüro Rommel, das 2005 als Sieger aus dem städtbaulichen Wettbewerb hervorgegangen ist, ohne die Landschaftssenke „keinen ersten Preis“ gegeben hätte. Bauamtsleiter Max Huber erklärte dem Gremium, dass die Abkoppelung von der restlichen Bebauung durchaus Sinn macht. „Starten wir den Bebauungsplan ohne die Landschaftssenke, kann die Bahn lediglich als Träger öffentlicher Belange eine Stellungnahme abgeben. Nehmen wir die Senke gleich von Anfang an mit auf, hat die Bahn volles Mitspracherecht. Und das kann dauern.“
Bürgermeister Manfred Walter erinnerte die Fraktionen daran, dass die Beschlüsse zur Gilchinger Glatze künftig ausschließlich der Bauausschuss fassen wird. „Es ist jede Fraktion aufgerufen, Änderungswünsche als Anträge zu formulieren und zur Abstimmung in den Bauausschuss mit einzubringen“, sagte Walter. Der Bebauungsplanentwurf wird nun angepasst und ist voraussichtlich ab Anfang nächsten Jahres im Gilchinger Rathaus einsehbar. Mit Beginn der Bebauung rechnen Experten frühestens Ende 2018. Uli Singer