WIRTSCHAFT

Start Up im ASTO-Park

Starten im Oktober mit der Serienfertigung einer zivilen Drohne: Andreas Hanrieder (von links) und Jakob Karpfinger (beide Ingenieure bei quantum-systems), Thorben Fabian (bei ASTO zuständig für die Start-Ups), Florian Seibel, Florian Holzapfel und Ekkehart Fabian

Gilching – Die Angst ging um, als es nach der Insolvenz von Fairchild-Dornier Anfang 2002 so aussah, als wäre der Standort Oberpfaffenhofen dem Untergang geweiht. Von einst über 3500 Arbeitsplätzen blieben gerade einmal gut tausend übrig. Da kamen Bernd Schulte-Middelich und Ekkehart Fabian und hatten eine Version.

 Gut zehn Jahre ist es her, dass Bernd Schulte-Middelich und Ekkehart Fabian mit ihrer Idee eines Hightech-Zentrums für Unternehmen aus der Luft- und Raumfahrt, dem so genannten ASTO-Park, an die Öffentlichkeit gingen. Den Worten folgten Taten. Heute haben sich an der Friedrichshafener Straße in direkter Nachbarschaft zum Sonderflughafen Oberpfaffenhofen international tätige Firmen mit insgesamt rund 7000 Mitarbeitern angesiedelt. Wichtig war den Investoren von Beginn an, auch Start-Ups eine Chance zu geben. Einer dieser zehn Jung-Unternehmer ist Florian Seibel, der sich mit seinem 20-Köpfigen Team von quantum-systems auf die Weiterentwicklung herkömmlicher Copter-Systeme spezialisiert hat.     

Die Drohne aus der Erfinder-Werkstatt von Florian Seibel ist etwas Besonderes und derzeit mit nichts vergleichbar. Anders als die handelsüblichen Drohnen, die per Propeller-Antrieb sowohl starten wie auch fliegen, steigt Seibels Drohne zwar per Rotoren hoch, klappt diese aber auf einer gewissen Höhe ein und verwandelt sich in ein dynamisches und energiesparendes Flugzeug. „Dadurch kann sie eine viel weitere Strecke als die Hubschrauber-Drohne zurücklegen, sie ist auch schneller und kann schwerere Fracht transportieren“, erklärt der 38-Jährige Firmenchef. Einsetzbar ist sie unter anderem beim Transport von wichtigen Medikamenten und lebensnotwendigen Organen, aber auch innerhalb der Landwirtschaft oder in der Katastrophenhilfe. Diese Erfindung blieb nicht unentdeckt. Bei einem Wettbewerb in Dubai hat eine extra konstruierte Acker-Drohne dem Entwicklerteam von quantum-systems nicht nur den Titel „zweitbeste zivile Drohne der Welt“, sondern auch einen Auftrag aus dem Land der Scheichs eingebracht. Und dies bei 800 Wettbewerbs-Teilnehmern.

Mit im Aufsichtsrat des Unternehmens sitzt Professor Florian Holzapfel vom Lehrstuhl für Flugsystemdynamik der TU München. „Wir sollten nicht neidisch auf den High-Tech-Standort Silicon Valley sein, sondern die Chancen vor der eigenen Haustüre erkennen und nutzen“, geht sein Appell in Richtung Politik. Denn noch führten Erfinder in Deutschland, hinter denen kein Konzern steht, ein trauriges Schattendasein. „Wundert es da, dass das Ausland zuschlägt und oft die besten Erfindungen weg kauft, während hier geschlafen wird?“ Als Beispiel nennt Holzapfel das Kraillinger Drohnen-Unternehmen Asctec, das der US-Halbleiterkonzern Intel Anfang des Jahres samt Belegschaft aufgekauft hat. „Wir müssen in Deutschland konkurrenzfähig bleiben, um auch den nachfolgenden Generationen die Möglichkeit auf einen qualifizierten Arbeitsplatz zu erhalten. Das geht aber nur, wenn das vorhandene Erfinder- und Entwickler-Potential erkannt und gefördert wird.“

Wie es nicht laufen soll, davon kann Seibel ein Lied singen. „Wenn man in Deutschland als unbekannter Ingenieur einen Antrag auf Förderung stellt, schlägt der Bürokratismus zu. Alleine das Ausfüllen der Anträge und der begleitenden Dokumentationen verschlingt derart viel Zeit, dass man mürbe geworden aufgibt.“ Seibel und sein Team habe es dennoch geschafft. Unterstützer waren unter anderem der ASTO-Park, indem den Jung-Unternehmern gegenüber dem Sonderflughafen Oberpfaffenhofen ein optimales Umfeld inklusive Büro- und Werkstatträume angeboten wurde und die EDMO-Flughafenbetreibergesellschaft, die den Flugplatz für Versuchsflüge zur Verfügung stellt. „Wir sind stolz darauf, dass hier am Standort so viele kreative Köpfe tätig sind. Deshalb werden wir alles tun, um sie zu halten“, betonte Ekkehart Fabian, Geschäftsführer bei ASTO-Park. Die Serienfertigung für eine mittlere Drohne mit einem Gewicht von 14 Kilogramm ist für Oktober geplant. Noch fehlt eine Startgenehmigung für Deutschland. „Wir sind gerade dabei alle rechtlichen Fragen zu klären“, betont Florian Holzapfel. Er befürchtet allerdings, dass noch einige Zeit ins Land ziehen wird, bis die universal einsetzbare Drohne auch hier wertvolle Dienste leisten kann.“