KLEINER MANN

Kleiner Mann...

hast Du Dich schon mal im Spiegel betrachtet? Wir haben längst erkannt, dass Du hinter Deiner Maske der Freundlichkeit böse und brutal bist.

Als Wilhelm Reich (1897 bis 1957), Wissenschaftler und Psychiater, seine "Rede an den kleinen Mann" schrieb, wurde ich gerade geboren. Man schrieb das Jahr 1946. Seine Aufzeichnungen sind heute mehr denn je aktuell. Die "Rede" war Reichs Antwort auf Geschwätz und Diffamierung. Sie beschreibt Stürme im emotionellen Leben eines produktiven, lebensfrohen Menschen. Ist doch für den "kleinen Mann" alles Lebendige gefährlich und für sein eigenes Leben bedrohlich. Der kleine Mann will nicht die Wahrheit über sich hören. Er will Macht haben, Parteiführer oder Chef werden. Aus gegebenen Anlass will ich versuchen, meine persönliche Rede an den kleinen Mann zu formulieren, mich gegen jegliche Arschkriecherei zur Wehr setzen und Menschen helfen, nicht Opfer dieser "kleinen Männer" zu werden. Uli Singer

Schaut sie Euch doch an, die "kleinen Männer" dieser Welt. Sie heißen Assat, Erdogan und Trump. Aber auch Herr Meier oder Frau Schiller, sie wohnen nebenan, sitzen in Unternehmen, Medienzentren, Jugendämtern und am Richtertisch, und sie ruhen nicht, so lange nicht, bis alles Lebendige ausgerottet ist. Deshalb sollte man Angst haben, vor diesen "kleinen Männern", unbändige Angst.
Weißt Du, kleiner Mann, dass von Dir das weitere Schicksal der Welt, der Menschen abhängt? Im Großen, wie im Kleinen. Du aber bist krank, sehr krank. Du kannst weder Lebendigkeit noch Kreativität ertragen. Was Du liebst, sind Deine leeren, geschwätzigen Gesellschaften, in denen Du Dich einem Gockel gleich aufpluderst. Deine Lieblingspose? Mit erhobenen Zeigefinger Fehler aufzuzeigen, die andere machen. Die eigenen Fehler kehrst Du aber vehement unter den Teppich. Weißt Du, kleiner Mann, dass Du mir unendlich leid tust, wenn Du wieder mal mit erhobenem Zeigefinger vor mir stehst? Unendlich leid, weil ich überzeugt bin, dass der Zeigefinger das einzige ist, was sich bei Dir noch hebt. Unendlich leid, weil hinter Deinem Rücken eine starke Frau steht, die Dich verachtet und Dir auch zeigt, wo es ihrer Meinung nach lang geht. Armer, kleiner Mann. Du tanzt nach ihrer Pfeife.
Wie hältst Du das nur aus - täglich vollkommen sein zu wollen? Suchst Du eigentlich, der täglich schuldig spricht, auch mal die Schuld bei dir?

Kleiner Mann...

Du hast Angst vor dem Leben

Du hast Angst vor dem lebendigen Leben, kleiner Mann, Todesangst. Du bist der erste am Arbeitsplatz, nicht, weil Dir die Arbeit Spaß macht. Du bist der erste, um jederzeit Kontrolle über Deine Mitarbeiter zu haben. Du kontrollierst, Du unterdrückst, Du trittst nach unten und kriechst nach oben. Wann wirst Du lernen, dass Mitmenschlichkeit und Vertrauen wichtiger sind als für den großen Boss das Budget zu unterschreiten? Kleiner Mann, Du bist krank. Kontrollierst Du Deine Untertanen, weil Du von Dir aus gehst und glaubst, sie arbeiten ähnlich schlampig? Du bist ein armer Mann, weil Du Angst haben musst, hinter jeder Ecke jemanden stehen zu haben, dem Du Unrecht getan hast.
Du bewunderst, wer zu Unrecht auf den Sockel gehoben wurde. Korrupte Politiker, raffgierige Unternehmer, betrügerische Autobauer. Du nennst Dich glücklich, unter ihren Fürzen dienen zu dürfen. Du schleckst bei Bedarf ihre Scheisse auf, wenn sie Dir das Gefühl geben, ein paar Zentimeter an ihren fraglichen Ruhm heran gerückt zu sein.
Armer, kleiner Mann, was lebst Du eigentlich Deinen Kindern vor? Wichtig ist, wer sich wichtig macht? Weißt Du eigentlich, kleiner Mann, dass die Wertschätzung, die Dir entgegengebracht wird, auf dem Gefrierpunkt angelangt ist? Du seist Alkoholiker, wird sich erzählt. Alkoholiker deshalb, weil Du ohne Alkohol die viele Scheiße, die Du baust, gar nicht ertragen würdest.

 

So, kleiner, kranker Mann. Nun haben sie Dich drei Wochen weggesperrt, in der Hoffnung, Dir Empathie nahe zu bringen. Es hat nichts genützt. Du bist zurück und bist noch der gleiche kranke Nichtnutz, als den sie Dich abholten. Du bist ein Psychopath und bleibst ein Psychopath. Und Psychopathen sind skrupellos. Da Dir auch nur der Ansatz von Empathie fehlt, verfolgst du Deine zerstörerischen Ziele ohne Wenn und Aber.
Armer, kleiner Mann. Kompliment. Du hast mittlerweile Deinen Hofstaat in die Lage versetzt, nicht mehr eigenständig zu denken, zu entscheiden, etwas zu unterschreiben oder gar zu erledigen. Deine Untertanen haben lediglich noch die Funktion, Deine Illusion aufrecht zu erhalten, damit Du Dich weiterhin als Chef zu fühlen kannst. Wer mit Dir auskommen will, muss Dich durchgehend bewundern und Dich ständig um Rat fragen. Will man eine Idee umsetzen, soll man tunlichst versuchen, Dir einzureden, es wäre Deine eigene. Ansonsten hast Du es geschafft, dass die Rädchen sofort still stehen, sobald Du Deinem Volk den Rücken zudrehst. In diesem Falle wird die Kaffeemaschine zum wichtigsten Requisit.
Uli Singer