Raiffeisengebäude sorgt für Kritik

Gilching (2. Mai 2018) - Hat die Raiffeisenbank in Gilching die Gemeinde in punkto neues Bauvorhaben über den Tisch gezogen oder hat der Gemeinderat schlichtweg geschlafen? Wie berichtet, wurde das geplante Geschäfts- und Ärztehaus an der Römerstraße im Bauausschuss letztendlich rundweg abgelehnt. Unter anderem wegen fehlender Stellplätze und wegen einer nicht hinnehmbaren architektonischen Gestaltung.

Über Monate war es um das neue Wohn- und Geschäftshaus der Raiffeisenbank, das anstelle des Posthauses das Ortszentrum städtebaulich aufwerten sollte, still geworden. Für Entsetzen im jüngsten Bauausschuss sorgten dann Pläne, die kurzfristig vorgelegt wurden. Es fehlte nicht nur eine komplette Etage mit 24 Stellplätzen der propagierten zweistöckigen Tiefgarage, auch das Bauvolumen war weit massiver ausgefallen, als geplant. Seither hagelt es Kritik, nicht nur innerhalb der Verwaltung und des entscheidenden Gremiums. Auch in der Bevölkerung wird die Planung als „hässlicher Bank-Klotz“ gehandelt. Spätestens, seit auf Facebook ein 3-D-Modell die Runde macht. „Vom schönen Dorf zur versiegelten Infrastruktur. Wie kann so vieles so schief gehen?“, lautet einer von 60 Kommentaren. Vorwürfe richten sich auch gegen die Gemeinde, bei der Überplanung des Herzstückes im Ortszentrum nicht aufgepasst zu haben. „Dieser Vorwurf ist nachvollziehbar“, räumt CSU-Gemeinderat Paul Vogl ein. „Ich gehöre mit zu denjenigen, die sich seinerzeit dafür eingesetzt zu haben, dass die Gemeinde das wertvolle Eckgrundstück an der Rathausstraße an die Raiffeisenbank verkauft. Das bereue ich heute sehr. Seitens der Bank wurde uns damals gesagt, dass der allgemein geforderte Vollsortimenter nur bei einer Größe von 1200 Quadratmetern möglich wird und deshalb die Gemeindefläche mit integriert werden muss. Es war auch immer von einer offenen transparenten Bauweise die Rede und davon, dass die Kommune mit in die Planungen integriert wird. Als wir das Grundstück verkauft hatten, war von einer Kooperation plötzlich keine Rede mehr“, ärgert sich Vogl. Für Entsetzen sorgte zudem, dass der Markt neuerdings nur noch 750 Quadratmeter Verkaufsfläche haben soll, der Rest als Lagerräume und LKW-Stellplätze gedacht ist. „Von einer offenen und transparenten Bauweise, wie in 20 Sitzungen des Bürger-Dialogs beschlossen, ist längst nicht mehr die Rede.“ Für schlichtweg nicht akzeptabel hält Vogl jedoch, dass laut neuestem Plan der Supermarkt entlang der Römerstraße um 80 Zentimeter tiefer gelegt werden soll und der Zugang nur über eine Treppe beziehungsweise Rampe möglich ist. „Und das in einer Zeit, wo überall barrierefreie Bauweise gefordert wird. Mit diesem Trick soll womöglich mehr Bauraum erreicht werden.“ Ähnlich hinters Licht geführt fühlt sich Vogl in punkto Wohn- und Geschäftshaus, das zusätzlich ein fünftes Geschoss erhalten hat. Hatte das alte Postgebäude 16,20 Meter Höhe, wird dort künftig ein rund 18 Meter hohes Gebäude alles überragen. „Leider haben wir das genehmigt“, ärgert sich Vogl. Die Bank verklickerte uns damals, dass anstelle eines Walmdaches ein Terrassengeschoss die Bauweise auflockern wird. Wir sind davon ausgegangen, dass die Wohnungen innerhalb des Flachdaches geplant sind und außen herum eine begrünte Terrasse vorgesehen ist. Nun wird das komplette Dach bis zum Rand überplant. Lediglich innerhalb der Wohnungen sind vier kleiner Atriums vorgesehen.“ Inwieweit die Bank nun auf die Forderung des Gemeinderats und der Verwaltung eingeht, einen fachkundigen Gestaltungsbeirat hinzuzuziehen, ist offen. Vogl hofft, dass in der nächsten General-Versammlung der Raiffeisenbank in zwei Wochen das Thema auf den Tisch kommt. „So lange es kein Entgegenkommen der Bank gibt, werden wir der Planung auch zustimmen.“ Uli Singer